Die Kasachen sind ein gastfreundliches Volk. Wenn Sie unangemeldet zu einem Kasachen zu Besuch kommen, wird er sich genauso sehr freuen, als wenn sie nach vorheriger Einladung gekommen wären. Achtung vor den Älteren, Toleranz und Friedfertigkeit sind Grundtugenden der Kasachen; jedes Kind lernt sie- und deswegen gibt es in Kasachstan auch keine nationalen oder religiösen Konflikte.
Einen Gast empfängt man an einem reichlich mit Nationalspeisen gedeckten Tisch (Dastarchan), wenn möglich, in der Jurte.
Die Jurte (kasachisch: Kiiz Üji) ist eine ausgeklügelte, ideal an nomadische Lebensbedingungen angepasste mobile Behausung. Diese geniale Erfindung eurasischer Reiternomaden ist leicht und schnell auf- und abzubauen, eine geübte Familie schafft es in ein bis zwei Stunden. Die Jurte wird von Pferden oder Kamelen transportiert. Die Jurte besteht aus drei Elementen: dem zusammenklappbaren Scherengitter (kerege), den Dachstangen, die die Kuppel tragen (uyk) und dem Dachkranz (schangyrak). Bereits im Altertum waren die Turkvölker der Eurasischen Steppen als Meister der Filzherstellung bekannt. Filz findet bei den Kasachen vielfältige Anwendung: Er ist das Material für die äußere Umkleidung der Jurte und für ihre Ausstattung mit Teppichen, Sitzkissen und Matten. Aus ihm werden Kleidungsstücke und Schuhe hergestellt. All diese Gebrauchsgegenstände werden aufwendig mit Ornamenten verziert.
Alle Alltagsgegenstände – Zaumzeug, Filzteppiche und Matten, Erzeugnisse aus Holz, Horn und Metall – werden reich verziert. Kopfbedeckungen, Kleider, Taschen und Umhänge sind prächtig bestickt. Meisterhafte Schnitzereien finden wir auf hölzernen Gefäßen und Kumys-Schöpfkellen. Betten und Truhen werden mit geschnitzten Ornamenten aus Tiergehörn verziert, oft aus den Hörnern von Steinbock und Archar. Aus Leder werden Peitschen, Gürtel, Zaumzeug und Trinkflaschen für Wasser und Kumys gefertigt. Auch die kasachischen Juweliere sind Meister ihres Handwerks.
Die Juweliere der Steppe arbeiten vor allem mit edlem Weißsilber. Bestimmt werden Ihnen die hier gefertigten detailreichen Ohrgehänge in Glöckchen- oder Halbmondform gefallen, die schweren Armreifen oder die drei Fingerringe, welche mit zierlichen Kettchen mit dem Armreifen verbunden sind.
Die Nationalkleidung der Kasachen variiert in Abhängigkeit von der Region. Der Schapan ist ein samtener Mantel für Männer, reich bestickt und mit Gürtel. Männer tragen entweder randlose Kappen (Tübetejka) oder hohe Filzhüte (Kolpak) und im Winter Fuchsfellmützen mit Ohrenklappen (Malakhaj). Das Nationalkostüm der Frauen besteht aus einem weißen Baumwoll- oder bunten Seidenkleid mit Volants und einer bestickten Samtweste, einer Kappe oder einem Seidentuch. Ältere verheiratete Frauen bedecken den Kopf mit einem weißen turbanähnlichen Tuch, das nur das Gesicht freilässt (Kimeschek). Ein besonderer Kopfschmuck für Bräute ist die Saukele, ein hoher, reichverzierter zylinderförmiger Hut mit einem Federbusch auf der Spitze.
Musik und Musikinstumente. Bei den Kasachen wird die Kunst der schönen Rede und der instrumentellen Begleitung von alters her hochgeschätzt. Personen, die diese Kunst der sprechenden und musikalischen Improvisation beherrschen (Akyn), werden im Volk hochgeschätzt. Beliebt sind öffentliche Wettstreite der Akyns (Ajtys). Die am meisten verbreiteten Volksinstrumente sind die zweisaitige Dombra und das Streichinstrument Kobyz.
Nauryz (Neujahr) ist der wichtigste Feiertag bei den Völkern Zentralasiens. Er wird am Tag der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche begangen, am 22. März. Die Straßen der Städte du Dörfer werden an diesem Tag reich geschmückt. Festjurten werden aufgebaut, Gäste werden mit dem traditionell aus sieben Zutaten bereiteten Festtagsgericht Nauryz Közhe bewirtet. Nauryz wird einen ganzen Monat lange gefeiert. In dieser Zeit vergibt man einander und erlässt sich sogar Schulden.
Ein Attribut von Volksfesten wie dem Nauryz sind auch nationale Spiele und Wettkämpfe. Dazu gehören kazakhscha kures (eine Art Ringkampf), die Bajga (Pferderennen über unterschiedliche Distanzen), Kokpar (eine Art Polo, bei dem zwei Mannschaften um einen Ziegenbalg kämpfen), Kyz-Kuu (ein Pferderennen, bei dem ein Mann und eine Frau gegeneinander antreten) und Alty Bakan (Luftschaukel).
